Babys sind bezaubernd, aber Kameras verzeihen keine Nasenakrobatik. Wer beim ersten Neugeborenen-Fotoshooting beherzt am Zoom dreht, endet schnell mit Kulleraugen-Karikaturen und Wurstfinger-Perspektiven. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Brennweite wirkt das Gesicht natürlich, der Hintergrund cremig und die Stimmung entspannt. Hier kommt der kleine, aber feine Unterschied zwischen “ranzoomen” und “richtig nah dran sein” – plus zwei Brennweiten, die Babys (und Eltern) lieben.

Zoomst du noch, oder liebst du schon das 50mm-Objektiv?

Das 50mm-Objektiv auf Vollformat ist die berühmte “Normalbrennweite” – sprich: Die Perspektive wirkt so, wie wir mit unseren Augen sehen. Das bedeutet für Babys: keine Glubschaugen durch Weitwinkel-Verzerrung, keine plattgedrückten Gesichtszüge und eine natürliche Proportion zwischen Nase, Stirn und Pausbacken. Du bist nah genug dran, um Emotionen einzufangen, aber weit genug weg, um die kleine Persönlichkeit nicht zu überrumpeln. Auf APS‑C entspricht das ungefähr 35mm, auf Micro-Four-Thirds etwa 25mm.

Ein weiterer Vorteil: Lichtstärke. Ein 50mm f/1.8 oder f/1.4 macht Wohnzimmerlampen plötzlich salonfähig, schafft butterweiches Bokeh und lässt den Hintergrund im Traumland verschwinden – perfekt, wenn das Baby schläft oder das Chaos im Wohnzimmer “künstlerisch unscharf” bleiben soll. Gleichzeitig ist die Schärfezone nicht absurd dünn, sodass beide Augen scharf bleiben, selbst wenn das Baby kurz gluckst und wippt.

Praktisch im Alltag: Mit 50mm musst du nicht am Zoomring drehen, sondern bewegst dich ein paar Schritte – das sorgt automatisch für bessere Perspektiven. Rechne mit einem Arbeitsabstand von etwa 0,6 bis 1,5 Metern für Porträts. Tipp für natürliche Hauttöne: ans Fenster mit weichem Seitenlicht, Kamera auf 1/200 s (oder schneller, wenn die Händchen fuchteln), Offenblende vorsichtig dosieren (f/2–f/2.8) und lieber den Fokuspunkt aufs nähere Auge legen. Und keine Sorge: Das 50er ist klein, leicht und erschreckt Babys nicht – im Gegensatz zu manchem Monsterzoom.

Warum 85mm Babys lieben (und deine Nase auch)

85mm sind die Schönwetterfreunde der Gesichtsproportionen: leichte Kompression, null Weitwinkel-Stretch – dadurch wirkt die Nase diskret, die Wangen sanft, und das Kinn macht keinen Überraschungsauftritt. Für Babys bedeutet das: eine schmeichelnde, ruhige Darstellung ohne optische Mätzchen. Gleichzeitig bleibt genug Abstand (rund 1–2 Meter), damit du in ihrer Komfortzone bleibst und trotzdem intime Momente einfängst.

Die Freistellung? Ein Traum. Ein 85mm f/1.8 verwandelt Sofakissen in Wolken und Spielzeugberge in Aquarell. Aber Vorsicht: Die Schärfezone wird jetzt dünn wie Spaghetti al dente – also Fokus aufs Auge, Serienaufnahme an, und eine Spur abblenden (f/2–f/2.8), wenn das Baby zappelt. Für APS‑C gilt: circa 56mm liefert den gleichen Bildwinkel; bei MFT sind es um die 42.5mm. In kleinen Räumen kann 85mm allerdings eng werden – ideal ist es für Close-ups, schlafende Babys oder draußen mit etwas Platz.

Technik trifft Taktgefühl: Achte auf die Naheinstellgrenze deines 85ers – winzige Fingerchen und Wimpern brauchen manchmal eine Makro‑Alternative (90–105mm Macro ist dann Gold wert). Halte die Perspektive auf Augenhöhe oder leicht darüber; extreme Top-Down-Winkel machen Köpfe größer als das restliche Baby. Und bitte kein direkter Blitz ins Gesicht: lieber Fensterlicht, eine Softbox oder gebounctes Licht – Babys Augen danken es, deine Bilder auch.

Ob 50mm für Natürlichkeit oder 85mm für cremige Fl flattering-Porträts: Beide Brennweiten lassen Babys so aussehen, wie sie sind – rundum liebenswert. Der Trick ist nicht der Zoomhebel, sondern dein Abstand, das Licht und ein Hauch Geduld. Also: Näher ran mit den Füßen, nicht mit dem Weitwinkel – und schon sieht die Welt (und die Nase) ein bisschen schöner aus.

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